Wir stellen vor: LOVR

Gründer Steckbrief: Lucas Fuhrmann

Lucas erforscht seit mehreren Jahren alternative Faserquellen für die Textilherstellung. Dabei fokussiert er sich vor allem auf Agrarreststoffe. Zusammen mit Montgomery Wagner und Julian Mushövel hat er LOVR gegründet. Nils Jonas Hein (Praktikant in der Stiftung Entrepreneurship) traf ihn zum Gespräch.

Was ist die Idee hinter LOVR? Welches Problem wollt ihr lösen und wie?

Der Anspruch von LOVR ist es, den notwendigen radikalen Wandel in der Textilbranche anzuführen. Wir haben deshalb eine ökologische und vegane Alternative zu Leder und Kunstleder entwickelt und setzen auf transparente, regionale Kreislaufwirtschaft. Unser Material besteht aus Hanffasern, die als Reststoff bei der deutschen CBD-Herstellung anfallen. Daher kommt auch unser Name, der sich von LEFTOVER ableitet.

Erzähl uns mehr über dein Material. Was hat euch zu seiner Entwicklung inspiriert? Was ist sein Alleinstellungsmerkmal?

Die Leder- und Kunstlederindustrie sind verantwortlich für enorme Umweltprobleme. Unser Material ist die erste Lederalternative, welche zu 100% aus pflanzlichen Reststoffen besteht. Das Material ist biologisch abbaubar und hat einen minimalen ökologischen Fußabdruck. Im Vergleich zu tierischem Leder benötigt unser Herstellungsverfahren lediglich 0,3% der CO2-Emissionen.

An welchen Stellen habt ihr Hilfe gebraucht, was waren eure größten Herausforderungen?

Die Entwicklung von physischen Produkten wie unserem Material ist sehr kapitalintensiv, weil die Herstellung entsprechendes Equipment bedarf. In der frühen Projektphase war es schwer, an die geeigneten Maschinen und Anlagen zu kommen. Da mussten wir sehr kreativ werden und haben mit wenigen Mitteln ein eigenes Labor in einer Garage eingerichtet. Mittlerweile sind wir jedoch über unser Labor an der TU Darmstadt hervorragend ausgestattet.

Wie würdest du die Erfahrung beschreiben, ein eigenes Unternehmen zu gründen?

Es ist unglaublich spannend etwas Eigenes zu entwickeln und darauf ein Unternehmen aufzubauen. Außerdem macht es sehr viel Spaß jeden Tag mit guten Freunden zusammenzuarbeiten. Natürlich gibt es auch Rückschläge, deshalb muss man improvisieren können und eine hohe Toleranz für Ungewissheit haben.

Die Mode- und Textilindustrie gehört zu den weltweit schädlichsten. Was sind, deiner Meinung nach, die dringendsten ökologischen und sozialen Herausforderungen, denen sich die Branche stellen muss?

In den letzten zwei Jahren ist das Greenwashing extrem geworden. Überall werben Unternehmen mit Nachhaltigkeit um Kund*innen. Oft steckt da wenig dahinter. Die Branche ist sich der ökologischen Probleme und ihrem enormen Beitrag zum Klimawandel sehr wohl bewusst, gegenüber den Konsument*innen sind viele da aber nicht ehrlich genug.

Wie schätzt du die Rolle von technologischen Innovationen, wie dem additiven Verfahren, bei der Meisterung dieser Herausforderungen ein?

Technologische Innovationen sind wichtig, um Ressourcen in der Herstellung zu sparen und leisten somit einen wichtigen Beitrag. Trotzdem sollte man dabei den gesamten Produktlebenszyklus nicht aus dem Auge verlieren. Aus welchen Rohstoffen besteht ein Produkt, wie wird es hergestellt, wie und wie lange wird es benutzt und was passiert mit dem Produkt am Ende seiner Lebenszeit? Es bringt nicht viel, wenn ein Produkt ressourcenschonend hergestellt wird, dann aber nur für kurze Zeit genutzt wird und dann am Ende oftmals nicht recycelt werden kann.

Es gibt wohl kaum Begriffe, die so häufig verwendet werden und deren Bedeutung dabei gleichzeitig so unklar ist, wie der der ‚Nachhaltigkeit.‘ Was bedeutet es für dich nachhaltig zu agieren?

Der vermeintlich einfachste Schritt ist es weniger zu konsumieren. Dinge wirklich wertzuschätzen und Produkte zu kaufen, die mich im Idealfall mein Leben lang begleiten können.

Welche weiteren Hindernisse für eine wirklich nachhaltige Mode- und Textilindustrie siehst du?

Die Wertschöpfungskette in der Modeindustrie ist sehr intransparent, komplex und vor allem auch international stark verzweigt. Eine stärkere staatliche Regulierung ist also nur schwer umzusetzen. Insgesamt muss in der Branche ein Umdenken stattfinden, sodass Produkte mit dem Kreislaufgedanken im Sinn designt werden. Das Ende eines Produktes, also den biologischen Abbau oder das effiziente Recycling muss man beim Design immer mitdenken.

Hast du einen Ratschlag für Konsumenten, die in Zukunft verantwortungsvoller einkaufen wollen?

Genauso wie man beim Essen auf die Zutatenliste schaut, kann man sich auch bei Mode und Accessoires genau anschauen, aus welchen Bestandteilen sie bestehen. Dabei könnte man darauf achten, weniger Produkte zu kaufen, die auf Erdöl basieren (Acryl, Polyester, Nylon, Polyurethan, PVC, etc.). Das ist natürlich nur eine einfache Faustregel, denn nur weil etwas nicht aus Erdöl ist, heißt es nicht im Umkehrschluss, dass es auch gut für die Umwelt ist.

Was sind deine weiteren Ambitionen für LOVR?

Wir arbeiten momentan an der Skalierung des Herstellungsverfahrens, um unsere Pilotkunden bedienen zu können. Perspektivisch wird unser Material in den verschiedensten Branchen Anwendung finden, die über die Schuh- und Bekleidungsindustrie hinaus gehen. Wir arbeiten deshalb auch mit Möbelherstellern, Architekten und der Automobilbranche zusammen.

Als Teil des Programms des Entrepreneurship Summit 2021 wird auch einer der Gründer von LOVR, Montgomery Wagner, in einer „Gründer berichten” Gruppe über seine Gründungs Erfahrungen sprechen. Dein Ticket sicherst Du Dir hier: Entrepreneurship Summit 2021

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